„Lebenssinn“ von Robert Kroiß

Ein weiteres Hallo an alle:)

Mein zweiter Beitrag lässt nicht lange auf sich warten. Gestern habe ich eine Erzählung über den Sinn des Lebens vorgestellt, die ziemlich offensiv darauf pocht den Sinn seiner Existenz herauszufinden und auch zu leben. Natürlich existieren die Menschen, die diesen Sinn nicht gefunden haben oder nicht ausleben wollen, was auch vollkommen verständlich ist, oder ihn kennen, aber den Schritt nicht wagen, weiter.

Das folgende Gedicht „Lebenssinn“, handelt, wie der Titel vermuten lässt, über den Sinn des Lebens, aber auf eine ganz differente Art und Weise im Vergleich zu der Erzählung.

Da ist man materiell versorgt

Und hat auch alles um zu leben

Und dennoch ist man stets besorgt

Hört niemals auf

Nach Höherem zu streben

Den Sinn des Lebens

Sucht man stets vergebens

Denn es ist nicht Sinn des Lebens

Stets nach einem Sinn zu streben

Sondern einfach Leben leben

-Robert Kroiß (*1949), deutscher Schriftsteller-

In diesem Gedicht wird für mich deutlich, dass der Sinn des Lebens einer verzweifelten Suche gleicht, die niemals ein gutes Ende nehmen würde. Der Mensch soll nicht nach einem Sinn streben, sondern nach seinem Sinn, den er, wie ich finde, durchaus erkennen kann und auch in sein Leben einbauen kann ohne stets nach mehr und mehr zu streben und niemals damit zufrieden zu sein, was er schon erreicht hat.

Um nochmals darauf zurückzugreifen, wie der Mensch, du und ich, den Sinn unserer Existenz herausfinden sollen, gehen wir nun einen Schritt zurück zu der Erzählung von John Strelecky. Die erste Frage der John im Café näher kommen möchte, lautet:

Warum bist du hier?

Die ersten Antworten, die mir in Bezug auf die Erzählung eingefallen sind

  • John irrte stundenlang im Auto herum und benötigt eine Pause
  • er hat Hunger und Durst
  • er will sich erkundigen wie weit entfernt sich die nächste Tankstelle befindet

Wir können die Frage auch umformulieren, wie es in der Erzählung ebenfalls geschieht

Warum bin ich hier?

Hier werden Dir in Bezug, zum Beispiel, auf das Hier und Jetzt, Antworten durch den Kopf schwirren, wie

  • ich bin gerade von der Arbeit gekommen und möchte durch das Surfen im Internet etwas runterkommen
  • ich bin zufällig auf diese Website und den Eintrag gestoßen und wollte ihn lesen
  • ich habe gerade nichts Besseres zu tun (was ich nicht hoffe)

Im Verlauf der Erzählung wandelt sich diese Frage in noch andere Formulierungen um, die ich an dieser Stelle aber nicht vorweg nehmen möchte. Nachdem ich die Erzählung fertig gelesen hatte, stellte sich mir auch die Frage, und sie stellt sich mir immer noch:

Was ist das Ziel meiner Existenz?

Das Ziel könnte darin bestehen, seine Leidenschaft, die der Mensch außerhalb seiner Arbeit, der er sich hingibt um Geld zu verdienen, seinen Lebensunterhalt zu finanzieren und sich selbst kleine Belohnungen zu kaufen…, mehr in den Vordergrund zu rücken. Auch hier gibt John Strelecky einen guten Hinweis: Jeden Tag könntest du dir eine Stunde Zeit nehmen und deiner Leidenschaft nachgehen, wie Malen, Kochen, im Garten arbeiten, in sozialen Einrichtungen ehrenamtlich betätigen, Geschichten schreiben, Musik machen…dann werden es vielleicht zwei Stunden und womöglich immer mehr. Dann kommst du womöglich an den Punkt, wo du zwischen Arbeit und Leidenschaft stehst und somit auch vor einer Entscheidung. Für mich gäbe es hier drei Möglichkeiten:

  1. Ich widme mich wieder zu 100% meiner Arbeit. Die Suche nach dem Ziel war ein netter Ausflug, aber ich fühle mich, so wie mein Leben schon eine Weile läuft, wohler.
  2. Meiner Leidenschaft nachzugehen, hat mir Freude und Zufriedenheit gegeben. Es ist ein wunderbarer Ausgleich zu meiner Arbeit und werde mir Zeit nehmen, dieser Leidenschaft einen Platz in meinem Leben zu ermöglichen.
  3. Ich habe das Ziel meiner Existenz entdeckt. Ich blühe darin auf und ich merke, dass es genau das ist, was mich erfüllt. Ich schlage einen neuen Weg ein, der mein Weg ist. (Dies erfordert sehr viel Mut finde ich und ich weiß auch nicht, ob ich diesen Mut aufbringen würde. Möglichkeit zwei wäre für mich ein guter Mittelweg.)

Zum Abschluss möchte ich wieder auf das Gedicht zurückkommen, besonders auf den letzten Vers

Sondern einfach Leben leben

Ist das wirklich so einfach? Das Leben einiger Menschen, ich beziehe mich in der folgenden Ausführung auf mir vertraute Personen, besteht zu 95% daraus ihre bezahlte Arbeit zu leben um ihr Leben bezahlen zu können. Soll das das Leben sein? Wenn ich einzelne Personen frage, was sie zum Ausgleich nach der Arbeit machen, kommt oft die Antwort, dass sie abends zu nichts mehr in der Lage sind, weil die Arbeit sie sehr viel Zeit und Kraft kostet. Manche arbeiten auch bis spät in die Nacht, nehmen sich Aufgaben aus der Arbeit mit nach Hause. Ihr Kopf ist in stetem aktiven und arbeitenden Zustand und kommt nicht zur Ruhe. Geschäftliches und privates Leben vermischen sich, die Grenzen verschwimmen immer mehr.

Ich finde es traurig, dass das oben geschilderte bestimmt auf noch mehr Menschen zutrifft. Vielleicht auch auf dich, wenn du diese Zeilen liest. Wir leben in einer Leistungsgesellschaft, das „Bulimielernen“ ist für Studenten, Schüler und Auszubildende nicht wegzudenken und wir werden von Kindesalter an auf Leistung getrimmt um in unserer Gesellschaft eine Stelle zu finden, von der wir leben können. An dieser Situation wird noch lange Zeit nichts zu ändern sein, aber vielleicht kannst du in deinem Leben eine kleine Veränderung vornehmen. Etwas kleines in deine Existenz einbauen, das dir das Gefühl gibt, stolz auf dich sein zu können und auch erstaunt zu sein, was du neben deiner bezahlten Arbeit gerne tust und worin du aufblühst. Mein kleiner Baustein, den ich mir in meine Existenz eingebaut habe, ist das vegetarische/vegane Kochen und Backen. Ich mache es gerne, ich tue meinen Mitmenschen damit auch etwas Gutes, für manche größer, für manche kleiner. Ich gehe dieser Leidenschaft ohne jeglichen Stress nach und sage mir: Das ist jetzt meine Zeit. Sie gehört nur mir. Das darf ich mir nehmen und gönnen. Es funktioniert bis jetzt gut und gibt mir immer wieder ein gutes Gefühl.

Nun bin ich ziemlich von dem Gedicht abgekommen, dem ich eigentlich meine Aufmerksamkeit widmen wollte. Rückblickend beinhalten auch diese zehn Verse sehr viel Wahrheit. Letztendlich, finde ich, dass sowohl Robert Kroiß als auch John Strelecky einen wesentlichen Teil dazu beitragen, der Frage nach dem Sinn des Lebens näher zu kommen, wenn auch auf zwei unterschiedlichen Wegen.

Auf dich und jeden anderen Menschen wird das Gedicht individuell wirken, eine individuelle Botschaft enthüllen und diese individuelle Botschaft, wenn du sie zulässt, einen Platz oder auch keinen Platz (was auch legitim ist, denn jeder darf sagen, dass er mit seinem Leben zufrieden ist und nichts ändern möchte) in deiner Existenz einnehmen wird.

An dieser Stelle möchte ich den Beitrag beenden und würde mich über den ein oder anderen Kommentar freuen, was denn eure ersten Gedanken waren, die euch beim Lesen der Fragen oder des Gedichtes durch den Kopf gegangen sind.

Mit herzlichen Grüßen

Lara

Ein Gedanke zu “„Lebenssinn“ von Robert Kroiß

  1. Ach Herrgott noch Mal – ihr kennt den Spruch “ wie gut eine Versicherung ist , erkennt man erst im Schadensfall“

    All das hier geschriebene ist zwar schön und gut , setzt voraus dass man seine Gedanken selber formulieren kann, am besten auf eine bestimmte Weise – wie nützlich dies alles wirklich ist merkt man erst wenn gar nichts mehr geht , weder das Denken, noch das Fühlen, noch die „Hilfe zur Selbsthilfe“

    Ich meine damit nicht die Krisen die man hinterher als “ größtes Geschenk“ bedeutungsschwanger postuliert , sondern tatsächlich wenn nichts mehr geht .

    Dann wirst schnell merken wer dir hilft : keine Ahnung, das Universum, ein himmlisches Kommando, die Autoren der „spirituellen“ Bücher die du mit reich gemacht hast, und die freundlicherweise Stiftungen zum helfen anderer gegründet haben – achte dann wer an deiner Seite ist – falls du dieses Glück hast – entschuldige nicht Glück , Glück zu haben ist nicht mehr „Inn“ bei den Schöpfer ihres eigenes Lebens.

    Werden es die „Sinn suchenden“ sein,oder die die mit den Gedanken um den Sinn ihrer Existenz kreisen? 

    Ich glaube nämlich nicht dass letztere Gesellschaften je zusammengehalten hat, ganz im Gegenteil .

    Ich denke „SINN“ finden durch Tun, durch sich einbringen – kann hilfreich sein aber nicht wenn den „SINN“ zu finden die einzige Motivation dabei ist.

    Was mir durch den Kopf gegangen ist als ich das Gedicht las?

    Es ist sehr undifferenziert formuliert -man kann nicht pauschal sagen was eine Geisteshaltung mit jemanden macht , wir sind alle individuell , und am Ende des Tages wird es genauso unterschiedlich sein was jeder für sich als sinngebend empfunden hat.

    Nach „Höherem Streben“- definiere Höherem

    Mir gefällt ein Spruch aus Afrika der in etwa so geht „Niemand kann die Tränen eines anderen trocknen, ohne sich selber die Hände nass zu machen“

    Wir brauchen Menschen die sich einbringen. Wenn sie dabei auch den Sinn ihres Lebens finden , ist mir ganz Recht.

    Win-Win!

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